Upcycling: Designermöbel aus Schrott - manager magazin

2021-11-26 03:55:05 By : Ms. Eileen Yu

Upcycling: Neue Möbel aus Altteilen

Herford - Alles Quatsch. Trotzdem oder gerade deswegen sind die Möbel des Designers Oliver Schübbe aus Herford bei den Kunden gefragt. Denn sie heben sich von der Monotonie der Massenproduktion ab und erzählen ihre eigene Geschichte. Schübbe recycelt alte Materialien. Das schräge Regalsystem „Frank“ aus Sperrholz, das beliebig kombiniert und erweitert werden kann, passt in jedes Studentenwohnheim, aber auch in Shops oder Hotels.

Kleine Gebrauchsspuren und Kratzer verleihen den Möbeln Authentizität. Das gilt auch für Schübbes „Pixelstars“. Die Sessel, Sofas und Betten aus Holzresten haben eine Sitzfläche aus kleinen, bunten Schaumstoffblöcken, die nach Belieben arrangiert werden können. Diese Pixel werden an Klettverschlüssen befestigt, damit der Nutzer jeden Tag ein anders aussehendes Sofa gestalten kann. Es versteht sich von selbst, dass es sich bei den Bezugsstoffen um ausrangierte Textilien handelt.

Oliver Schübbe ist der wohl bekannteste Recycling-Designer Deutschlands und hat mittlerweile viele Kollegen. Dazu gehört auch die Firma Bauholz Design aus Münster. Für die Herstellung ihrer Möbel und Ladeneinrichtungen verwendet sie gebrauchte Gerüstbohlen.

Die Geschäftsidee entstand aus Zufall. Die Münsteraner suchten ein effektvolles Möbelstück für eine Messepräsentation hochwertiger Glasobjekte. Die Wahl fiel auf gebrauchte Gerüstbohlen, die sie zu Tischen verarbeiteten. Es kam so gut an, dass die Messebesucher nicht nur das Glas, sondern auch die Tische kaufen wollten.

Das Material erzählt eine Geschichte

Seitdem fertigt das Unternehmen aus dem Altholz elegante Designermöbel und komplette Ladeneinrichtungen. Die 15 bis 25 Jahre alten Gerüstbohlen haben eine lange Lebensdauer hinter sich, bevor sie zu Sofas, Schreibtischen, Schränken oder Bänken und Stühlen verarbeitet werden.

Die Gebrauchsspuren der Dielen bleiben bei der Verarbeitung erhalten. „Für unsere Kunden ist es wichtig, dass die Möbel vom Vorbild des Materials erzählen“, sagt Geschäftsführer Bernd Schuster. Und sie hätten das gute Gefühl, dass für ihre Einrichtung kein Baum gefällt werden müsste.

Produkte, die ihre Vergangenheit zeigen, liegen im Trend. „Gerade in Krisenzeiten denken die Menschen an authentische Dinge, die einen sozialen Bezug haben“, erklärt Peter Wippermann vom Trendbüro in Hamburg. Sie setzen einen Kontrapunkt zur industriellen Massenproduktion. Das lässt sich auch an der aktuellen Mode beobachten, die Retro-Trends aufgreift und Alt und Neu kombiniert. Und die wiederentdeckte Liebe zu Strick- und Häkelstoffen zeugt davon.

Das Recycling gebrauchter Materialien trifft auf einen zweiten großen Trend, den Drang, es selbst zu tun. „Gerade junge Leute wollen die Sache selbst in die Hand nehmen und sich nicht nur auf die Industrie verlassen“, erklärt Wippermann. "Sie nehmen Dinge aus einem Kontext, der nicht mehr funktioniert, und geben ihnen eine neue Aufgabe."

Designer Oliver Schübbe sieht das so: „Unsere Idee ist es, aus Dingen, die sonst weggeworfen würden, etwas Nützliches zu machen“, sagt er. Die Deutschen entsorgen jährlich 7,5 Millionen Tonnen Sperrmüll. Schübbe glaubt nicht daran, bei jedem Umzug oder gar zu jeder Jahreszeit neue Möbel zu kaufen.

Aber wenn er das nicht verhindern kann, will er dem Müll zumindest eine zweite Chance geben - indem er ihn aufwertet, etwas Gutes daraus macht, das gut aussieht und funktioniert. „Wir verkaufen den Leuten ihren Schrott zurück, aber veredelt“, sagt Schübbe. Diese Art des Möbelrecyclings hat nichts mit Flohmarktschnäppchen oder der Aufarbeitung von Altteilen zu tun. Es ist weit entfernt vom schmutzigen oder handwerklichen Image.

„Es geht darum, ausrangierten Materialien eine neue Funktion zu geben“, sagt Udo Holtkamp, ​​Vorsitzender des Arbeitskreises Recycling in Herford. In seinem gemeinnützigen Verein wurde die Idee geboren, Wohnräume zu recyceln. Einerseits verfügt die Initiative über ein breites Angebot an Second-Hand-Artikeln. Auch alte Fahrräder und Möbel werden hier aufgearbeitet.

„Wir haben von manchen Materialien so viel bekommen, dass wir nicht mehr wussten, was wir damit anfangen sollten“, sagt Holtkamp. „Auf unserem Hof ​​lagerten Berge von Spanplatten, ausrangierten Schränken, Textilien, Fahrrädern, Papier. Wir wollten es nicht verbrennen und endgültig entsorgen, es erschien uns zu wertvoll.“

Eine Glückstasche für Designer

So wurde der Haufen zur Lagerhalle und Überraschungstüte für Designer wie Oliver Schübbe. Auf dem Vereinsgelände hat er seine Werkstatt eingerichtet. Den Fundus an außergewöhnlichen Materialien nutzen die Kreativen für ihre Entwürfe.

Dass dabei auch Ressourcen eingespart werden, ist ein weiterer nicht zu unterschätzender Aspekt. „Aber in erster Linie kommt es auf das Design an“, sagt Holtkamp. "Die Leute kaufen Dinge, weil sie sie schön und originell finden. Sie nutzen auch gerne den ökologischen Vorteil."

Die Ankunft der ersten Kreativen auf dem Recyclinghof begeisterte auch die dortigen Mitarbeiter – einige von Holtkamps Kollegen, die bisher nicht wirklich viel mit Kunst zu tun hatten, fanden es lustig, es selbst auszuprobieren und schufen eigene Werke wie ein Zaun aus Skibrettern oder ein Mobile aus Fahrradspeichen.

Und auch das Stöbern in Müll und Recycling macht immer mehr Kreativen Spaß. Am Wettbewerb um den Recycling-Designpreis des Arbeitskreises nehmen mittlerweile jährlich Hunderte von Designern teil.

Ein Tisch mit Vergangenheit: Einst war er Teil eines Gerüsts, heute ist das Holz ein stilvoller Schreibtisch. Bauholz Design recycelt den Baustoff für Designermöbel

Fröhlich: Der Sessel "Pixelstars" von Oliver Schübbe hat eine Sitzfläche aus kleinen, bunten Schaumstoffblöcken - die Bezugsmaterialien bestehen aus ausrangierten Textilien

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