Debatte auch in MV: Droht dem 9-Euro-Ticket jetzt das Abstellgleis? | Nordkurier.de

2022-07-30 13:00:47 By : Ms. Alma Huang

Am Anfang war es ein Experiment, mittlerweile ist es ein Volltreffer: Mit dem 9-Euro-Ticket traf die Bundesregierung den Zeitgeist – die Menschen waren aufgrund des günstigen Angebots inmitten der Energiekrise mit explodierenden Benzinpreisen bereit, von der Straße auf die Schiene umzusteigen. Doch gleichzeitig wurden die Schwachstellen des bundesdeutschen Bahnverkehrs gnadenlos offen gelegt – mancherorts brach das System zusammen, viele Kunden blieben im wahrsten Sinne des Wortes an den Bahnsteigen stehen.

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Doch was kommt nach dem 9-Euro-Ticket? In der Landespolitik Mecklenburg-Vorpommerns wird der künftige Kurs des Schienenverkehrs ganz kontrovers diskutiert. „Sinnvoll, machbar und finanzierbar wäre eine Fortführung beispielsweise mit dem angedachten 69-Euro-Ticktet”, nimmt Marcel Falk, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, den bereits von verschiedenen Verbänden auf die Schiene gebrachten Vorschlag auf.

Die Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket sei aber angesichts der notwendigen Verkehrswende auch eine bundesweite Aufgabe. Das A und O sei eine massive Anhebung der Regionalisierungsmittel durch den Bund. „Wir brauchen ein Ticket, idealerweise bundesweit, zu einem vernünftigen Preis sowie eine nachhaltige Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrsangebote”, betont Falk.

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Ähnlich argumentiert der Koalitionspartner in der rot-roten Landesregierung. „Das 9-Euro-Ticket darf keine verkehrspolitische Eintagsfliege bleiben”, sagt Henning Förster von den Linken. Mit dem 365-Euro Ticket für Azubis und Senioren sei ein richtiger Anfang in MV bereits gemacht – eine Ausdehnung auf alle Bürger wäre da nur folgerichtig.

Einen anderen Aspekt bringt René Domke von der FDP-Fraktion ins Spiel. „Es muss kritisch hinterfragt werden, wo die Menschen noch immer abgehängt sind. Denn für viele scheitert die ÖPNV-Nutzung nicht etwa am fehlenden Einkommen, sondern ist faktisch schlichtweg nicht möglich.” Die FDP wolle den Mobilitätsansprüchen in jeder Ecke des Landes gerecht werden und das erreiche man nicht mit wohlfeilen Worten, sondern mit Ausbau, Vernetzung, Verbundarbeit. Domke kämpferisch: „Der zuständige SPD-Minister wird unbequeme Wochen erleben.”

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Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) nimmt auch Jutta Wegner von den Grünen ins Visier. „Wir brauchen nun ein dauerhaftes, leicht verständliches Nachfolgeticket zu einem attraktiven Preis, um den Umstieg vom Pkw auf die Öffis weiter voranzubringen. Es liegen gleich mehrere gute Vorschläge für eine Folgeregelung auf dem Tisch. Die müssen jetzt seriös und zügig durchgerechnet werden.” Der Minister sei da in der Verantwortung, es reiche nicht, immer nur auf den Bund zu zeigen, wenn es ums Geld gehe.

Und CDU-Fraktionschef Franz-Robert Liskow stellt klar: „Preiswerter Nahverkehr auch mit günstigen Pauschaltickets finden wir gut. Aber wir bleiben dabei: Erst muss das Angebot vor Ort deutlich verbessert werden. Überfüllte und unzuverlässige Züge dürfen jedenfalls kein Dauerzustand sein.”

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Skeptisch hinsichtlich des 9-Euro-Tickets zeigt sich auch die AfD. „Das vergünstige mit Steuermittel finanzierte Ticket hat gezeigt, dass es ein Angebotsproblem gibt und kein Nachfrageproblem. Zukünftig sollte wieder der Markt regeln und der Staat sich raushalten. Konkurrenz belebt das Geschäft und vergünstigt die Preise”, meint Stephan Reuken.

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