Ausstellung "Klima Kunst Natur" eröffnet am Samstag - Berchtesgadener Land

2022-10-01 16:25:25 By : Mr. charles zhang

Den Naturraum Berchtesgadener Land künstlerisch erfassen, das will die Kunstakademie und ihr Freundeskreis mit dem Projekt "Klima Kunst Natur". Bei einem bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb ermittelten sie aus 45 Einreichungen sieben Einzelkünstler und Gruppierungen, die im September ihre Ideen im öffentlichen Raum realisierten. Den jeweils passenden Standort dafür fand das Team der Bad Reichenhaller Kunstakademie mit Traudi Koller, Hubert Graßl, Christiane Pott-Schlager und Direktor Stefan Wimmer und dieses Wochenende stehen den Besuchern die Ergebnisse bei einer Tour durch den Landkreis erstmals offen.

Der Naturraum Berchtesgadener Land umfasst typische Landschaften: alpine Lebensräume, Auwälder, bäuerlich-alpine Kulturlandschaft, Bergmischwälder, Felsflure, Flachland- und Bergmähwiesen, Seen und Weiher, voralpines Moor- und Hügelland, Zwergstrauchheiden. Diese Landschaftsräume werden in die Kategorien Berg, Wald, Wasser Aue, Moor, Wiese und Luft eingeteilt. Das übergeordnete Ziel der Projekte ist ein tieferes Verständnis der Landschaftstypen, des Umgangs damit und möglicher Szenarien zukünftiger Zustände bzw. Entwicklungen.

Zum Eröffnungswochenende findet am heutigen Samstag der Kunst-Parcours mit sieben Stationen statt:

• Station 1: 10 Uhr, Briouder Platz, Laufen

Der Bildhauer Thorsten Schoth führt den Blick durch ein großes Cyanometer Richtung Himmel und bezieht sich auf die Forschungsergebnisse der Naturforscher des 18. Jahrhunderts, die versucht haben, die Blautöne und damit die in ihnen enthaltene Luftfeuchtigkeit zu bestimmen. Je weniger Feuchtigkeit in der Luft, desto tiefer das Blau und desto größer die Erderwärmung.

• Station 2: 11 Uhr, Hermann Ober Platz, Freilassing

Constanze Budcke und Philipp Benkert stellen in ihrer Beschäftigung mit der Abbildung von Landschaft nicht die Naturlandschaft, sondern die Siedlungslandschaft in den Mittelpunkt der Betrachtung. Hierbei liegt ihr Augenmerk auf der Dichte der Solaranlagen in einem bestimmten geographischen Raum. Dadurch entstehen abstrakte Landschaftsbilder oder Landkarten. Sie sind Sinnbild der bereits vorgenommenen Energiewende aber auch zugleich Ausdruck des Bewusstseins der Bevölkerung in Sachen Klima sowie Hinweis auf die ökonomischen, sozialen und nicht zuletzt kulturellen Dimensionen der Landschaft.

• Station 3: 12 Uhr, Berg 3, Adelstetten

Mit ihrer künstlerischen Intervention in einem dichten Stangenwald in Adelstetten, deklariert die Künstlerin Katrin Brand, den hohen Wert der Natur. Was so selbstverständlich klingt wie "unendlich wertvoll", macht Katrin Brand zu einem monumentalen Statement und zu einem multiperspektivischen Erlebnis: als zusammengesetztes Unendlichkeitssymbol auf Baumstämmen in acht Metern Höhe, mit 20 Metern Breite und 20 Metern Tiefe. Die Baumstämme selbst, auf denen sie herumklettert, um mit Sumpfkalk die Malerei anzubringen, bilden die Leinwand und die vertikalen Linien eines Barcodes.

• Station 4: 13 Uhr, Ainringer Moos, Moosobservatorium, B304 Ausfahrt, Thundorfer Mühle

Inmitten des Ainringer Moors, zwischen hohen Bäumen und mit Blick auf das Wasser, installiert Moritz Urban ein bedrohliches und im Angriffsflug befindliches fledermausartiges Objekt, das in dieser Umgebung und in der Größe unheimlich wirkt. Eine selbst gefertigte Leichtbau-Konstruktion aus Aluminiumrohren mit fünf Metern Spannweite und dem genähten Zeltstoff Tarp lässt sich leicht auf- und abbauen und damit an andere Orte adaptieren. Moritz Urban bezieht damit Stellung zu den Narrativen der Outdoor-Industrie, nachhaltig zu sein und Naturschutz zu betreiben und sprengt gleichzeitig die Grenzen der klassischen Bildhauerei, die üblicherweise mit Schwere und Wetterfestigkeit der Materialien die Objekte dauerhaft an einen Standort bindet.

• Station 5: 15 Uhr, Schloßweg, Kneippanlage, Piding

Korbinian Enzingers "synthetic swarm" reflektiert die Komplexität von Umwelt und Natur. Seine ökologische Perspektive versucht mittels eines technischen Objekts das Bewusstseins für die Umwelt zu schärfen. Einerseits wirkt die Struktur wie ein synthetischer, parasitärer Organismus, welcher als Konsequenz der rasanten technologischen Evolution entstand, andererseits verwandelt sich der "synthetische Schwarm" mit seiner Interaktion in ein Medium, welches die Kommunikation zwischen Mensch und Natur direkt ermöglicht. Diese Kommunikation des Organismus mit seiner Umwelt findet in vielfältiger Form statt. Der Schwarm reagiert auf Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Licht, Lautstärke und Bewegung.

• Station 6: 16 Uhr, Nonner Unterland, Bad Reichenhall

Das Einkleiden ist Grundthema für das Künstler-Duo Stefan Rohrmoser und Klaus Oestereich aus Bad Reichenhall und sie haben einen perfekten Standort für eine großräumige Installation in den Ausmaßen eines Auwaldes gefunden: die Nonner Au. Das Transponieren menschlichen Verhaltens auf Baumstämme bewirkt eine ironische Verrückung und hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. Die Einkleidungs- und Verkleidungsidee ist in Bezug auf den Menschen noch zu verstehen und zu rechtfertigen, aber auf Baumstämme übertragen, erhält sie nicht nur einen Anklang von Absurdität, sondern steht auch als Mahnung für die Maßlosigkeit und Irrwitzigkeit des menschlichen Tuns.

• Station 7: 17 Uhr, Schwarzecker Straße 80, Talstation Hirscheckbahn, Ramsau

Planetary Intimacies (*1989) ist gleichermaßen Künstlername wie künstlerisches Feldforschungsprojekt. Es erforscht neue Wege des Zugangs zum Anthropozän mit installativer Landschaftsmalerei, experimenteller Kartografie und sensorischer Forschung. Hierfür platziert Planetary Intimacies am Hochschwarzeck in der Ramsau drei fest installierte Gerüste aus Stahlrohren mit Gummiseilen bespannt mit einer halbtransparenten Leinwand, auf der alle Informationen zu Wetter und Klima der Region, Landschaft, Topografie und die Klimaveränderung gedanklich und künstlerisch eingearbeitet werden. Die Besucher sind eingeladen, mit der Wanderung an die drei Standorte sich mit der Natur und der Landschaft zu verbinden und mit den Kunstwerken eine reflexive Begegnung zu haben.

Weiter geht das Programm am Sonntag, 2. Oktober, um 11 Uhr in der Kunstakademie Bad Reichenhall unter dem Titel "In Schönheit sterben? Über die Relevanz der Kunst für die Gesellschaft" mit einem Podiumsgespräch mit den beteiligten Künstler und der Präsentation der Projekte. Ab 14 Uhr sprechen die Experten Brigitte Meiswinkel (Landkreisbeauftragte der Koordinationsstelle für Fledermausschutz), Manuel Münch (Energieberater Solar BGL) und Hubert Graßl (ehem. Revierförster) unter der Maxime "Zwischen Natur und Zivilisation". Die Moderation übernimmt Stefan Wimmer. Am Montag schließt die Pflanzaktion "In memoriam Joseph Beuys" um 15 Uhr an der Feuerwehrheimstr.14 das Eröffnungswochenende ab. In Kooperation mit dem Karlsgymnasium Bad Reichenhall soll eine Eiche eingesetzt werden. − red Die Ausstellung "Kunst Kultur Klima" läuft bis 31. Oktober.

Bäume statt Menschen kleiden Stefan Rohrmoser und Klaus Oestereich ein.

An den sieben Stationen bekommen Besucher zur Eröffnung am Samstag eine Einführung in die verschiedenen Werke.

Informationen zu Wetter und Topografie der Landschaft verarbeitet "Planetary Intimacies" auf Leinwänden in der Ramsau. −Fotos: Kunstakademie