Ein Dach über dem Kopf - brand eins online

2021-12-07 02:27:11 By : Mr. Tim Xie

Wie schafft man einen Platz für Flüchtlinge? Vier Ansätze.

• Fast 60 Millionen Menschen weltweit sind auf der Flucht vor Kriegen, Naturkatastrophen, Verfolgung und Hunger, schätzt das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR. Mehr denn je seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. In Afrika, Asien und im Nahen Osten leben sie oft in Zeltstädten unter unwürdigen Bedingungen. Laut UNHCR verbringt ein Flüchtling durchschnittlich zwölf Jahre in einem Lager. In Deutschland rechnet Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) bis Ende des Jahres mit bis zu 800.000 Flüchtlingen. Viele Städte und Gemeinden wissen nicht, wie und wo sie die Menschen unterbringen sollen. Lösungen sind gefragt. Ein Einblick in vier Projekte und Produkte.

Domo heißt das Zeltsystem der Hamburger Firma More Than Shelters (MTS): eine leichte, stabile, gut belüftete Aluminiumkonstruktion mit dickem PVC-Boden, in der sich Bewohner über einen längeren Zeitraum geschützt und umsorgt fühlen sollen . Die ersten Zelte, die in der Basisversion 24 Quadratmeter groß sind, werden derzeit in Jordanien für syrische Flüchtlinge und in Nepal für Erdbebenopfer eingesetzt.

„Standardzelte eignen sich als Soforthilfe nach einer Katastrophe, aber nicht als Dauerlösung“, sagt Jochen Bader von MTS. Domo passt sich den Bedürfnissen seiner Bewohner und den klimatischen Bedingungen an. Und je nach Familiengröße lassen sich die Zelte beliebig erweitern oder mit aufgesetzten Zeltwänden teilen. MTS arbeitet auch daran, Domo auf lange Winter vorzubereiten. Es kostet mit rund 3000 Euro gut fünfmal so viel wie Standardzelte. „Diese verschleißen alle sechs bis neun Monate“, sagt Jochen Bader. Das Produkt sollte mindestens sieben Jahre halten.

„Niemand will eine Zeltstadt auf der Schwäbischen Alb oder im Münsterland“, sagt Jochen Bader. „Wir auch nicht. Das wäre für deutsche Verhältnisse eine völlig unzureichende Lösung.“ MTS ist in Gesprächen mit den Kommunen. Allerdings geht es um den Einsatz von Domo beispielsweise in großen Fitnessstudios, um private Räume zu schaffen – für stillende Babys, zum Beispiel.

Robuste Gebäude, die aus vorhandenen oder relativ leicht zu beschaffenden Materialien wie Gerüstrohren, Metallgittern, Sand, Kieselsteinen und Erde errichtet werden können: Darum dreht sich das Umbaukonzept des amerikanischen Architekten Cameron Sinclair. So entstanden zwei Schulen im jordanischen Flüchtlingslager Zaatari und ein Krankenhaus in Somalia.

„Rebuild ist umweltfreundlich, wetterfest und bezieht die Flüchtlinge mit ein“, sagt Sinclair. Ein Team von zehn ungelernten Arbeitern unter Anleitung eines Technikers schafft es in gut zehn Tagen ein 16 mal 16 Meter großes Gebäude zu errichten. Der Abbau geht viel schneller. Auch Schulen oder Gemeindehäuser können so gebaut werden. „Dadurch entstehen menschenfreundliche Camps, die in ihrer Struktur den Dörfern ähneln.“ Solarmodule können ebenso integriert werden wie eine Wasserversorgung. Schulen wie im Lager Zaatari kosten jeweils 30.000 bis 35.000 Euro. Wohnhäuser inklusive Solarmodulen kosten 7.000 Euro.

Sinclair ist optimistisch: „Rebuild wurde ursprünglich in Udine, Italien, zusammen mit unserem Baupartner Pilosio SpA entwickelt und getestet. Nach Deutschland ist es nicht weit. "

Unterkunft bestehend aus Wohncontainern, die wie große Lego-Bausteine ​​zusammengesetzt sind. Dazu gehören neben Schlafräumen und sanitären Anlagen auch Lagerräume für Bettwäsche, Technik- und Schulungsräume sowie Spielzimmer für Kinder und Gebetsräume. In der Regel leben 60 bis 70 Personen in einem Gebäude zusammen; zehn teilen sich eine Dusche, ein Waschbecken und eine Toilette. Jeder Bewohner hat in den Schlafzimmern 4,5 bis 7 Quadratmeter Platz.

Die vergleichsweise kurze Bauzeit von rund vier Monaten. Die bauliche Flexibilität – bei Bedarf können die Gebäude erweitert und später wieder zurückgebaut werden. „Gleichzeitig erfüllen die Unterkünfte hinsichtlich Raumgröße, Wärmeschutz, Statik sowie Schall- und Brandschutz alle Vorschriften, die ein normales Haus erfüllen muss“, sagt Vertriebsleiter Bernhard Ziegler von Heinkel Modulbau in Blaubeuren. Zudem ist der Anschluss an das Wasser- und Stromnetz unkompliziert. Eine Wohneinheit für rund 64 Personen kostet eine Million Euro zuzüglich Mehrwertsteuer, das entspricht 15.625 Euro pro Person.

Einige Städte und Gemeinden nutzen bereits temporäre Wohnungen in Containerbauweise. Andere sind im Bau.

Gemeinsam mit dem UNHCR hat die Ikea Foundation einen Wohncontainer namens Better Shelter entwickelt. Das 18 Quadratmeter große Haus ist in Leichtmetall-Kunststoff-Konstruktion gebaut, bietet Platz für bis zu fünf Bewohner und bezieht Strom aus einem Sonnenkollektor. Die Wände sind gegen Kälte und Hitze isoliert. Für die Montage, die vier bis acht Stunden dauern sollte, wird kein Werkzeug benötigt. Die Nutzungsdauer wird auf drei Jahre geschätzt.

Laut einigen Benutzern ist das Haus funktional, mobil, stabil und einfach auf- und abzubauen. Nach Tests in Äthiopien und im Irak soll in diesem Jahr die Serienproduktion der vergleichsweise günstigen Unterkunft zum Preis von 1000 Euro starten. Der UNHCR hat 10.000 Häuser für den weltweiten Einsatz bestellt.

Denkbar, hierzulande gibt es noch keine Erfahrungen. ---