Abgewitterte Oberflächen, schadhafte Dachkonstruktion

2022-05-21 19:36:37 By : Ms. Angelina -

Knapp 40 Jahre nach der letzten Restaurierung sind an der Grünmettstetter Pfarrkirche St. Konrad wieder Baumaßnahmen notwendig geworden.

Auf den ersten Blick sieht man der Grünmettstetter Kirche die dringenden Restaurierungsarbeiten nicht an. Privatbilder

Die letzte Restaurierung der Fassade der Pfarrkirche St. Konrad erfolgte von 1978 bis 1980 im Zuge der damaligen Kirchenerweiterung, dem Neubau des Kirchturms und der Verlängerung des Kirchenschiffes um 6 Meter nach Westen. Die Baumaßnahmen waren seinerzeit notwendig geworden, weil sich der mittelalterliche Turm auf Grund von Gründungsproblemen stark nach Westen geneigt hatte.

Inzwischen sind die Oberflächen abgewittert und verschmutzt. Teilweise sind Putz-schäden in Form von Rissen und Schadsalzsättigungen vorhanden. Ausgehend vom Zustand der Fassade und dem Wunsch der Kirchengemeinde nach deren Sanierung, wurde das Gebäude auf Veranlassung des Bischöflichen Bauamtes in Rottenburg und des Katholischen Verwaltungszentrums in Horb im Rahmen einer Bauschau weitergehend untersucht. Dabei wurden neben Schäden an der Fassade auch Schäden am Dachtragwerk festgestellt. Deren Ursachen sind zum Teil in baulichen Veränderungen zu suchen, welche bereits weit in der Vergangenheit liegen.

Zwischenzeitlich wurde die Durchführung der notwendigen Baumaßnahmen vom Bischöflichen Ordinariat genehmigt. In den kommenden Monaten sollen diese nun umgesetzt werden, welche in der Hauptsache neben einer umfassenden Fassadensanierung die Sanierung des historischen Dachtragwerks sowie begleitende Arbeiten beinhalten.

Was genau ist zu tun?

Bei der nun anstehenden Baumaßnahme geht es in der Hauptsache um die Instandsetzung des bislang unsanierten barocken Dach- und Deckentragwerks über dem historischen Teil des Kirchenschiffs sowie über dem Chorraum und um eine Sanierung der gesamten Fassadenflächen einschließlich des Glockenturms.

Für die notwendigen Reparaturen am Dachtragwerk und der Dachdeckung, die Restaurierung der Putze, die Natursteinarbeiten und den Anstrich der Fassade sowie weitere begleitende Arbeiten werden Fassadengerüste benötigt. Diese sollen ab Mitte Mai gestellt werden. Zur Sicherung gegen Absturz durch die Kirchendecke, welche auf der Oberseite für die Durchführung der Reparaturen geöffnet werden muss, müssen in Teilbereichen des Kircheninnenraumes Deckengerüste eingebaut werden.

Neben der Funktion als Absturzsicherung dienen die Gerüste der Aufnahme einer sogenannten Weichsprießung, welche die Stuckdecke und die Deckengemälde vor Erschütterungen während der Reparatur des Dachtragwerks schützen soll. In der Kirche sollen jedoch, trotz der notwendigen Innengerüste, auch während der Bauzeit Gottesdienste stattfinden können.

Nach Fertigstellung der Gerüste soll das Dach in den Reparaturbereichen geöffnet und die Dachtragwerke über Langhaus und Chorraum schonend instandgesetzt werden. Vorhandene gesunde Holzteile sollen dabei weitestgehend erhalten werden. Ergänzungen sollen nur im aus statisch-konstruktiver Sicht unbedingt nötigen Umfang vorgenommen werden. Die Erhaltung historischer Substanz soll dabei Vorrang vor einer Erneuerung haben.

Mauerlatten, Balkenköpfe, Bundschwellen, Bundstreben, Kehlbalken sowie Sparrenfirst- und Sparrenfußpunkte sind in Teilen schadhaft und müssen fachgerecht repariert, ergänzt und ertüchtigt werden. Die Schäden an der hochwertigen Konstruktion des Dachtragwerks über dem Langhaus sind vom Umfang her eher geringer.

Am Chordach hingegen, welches handwerklich weit weniger gut gearbeitet ist, sind konstruktive Mängel vorhanden, welche zu schwerwiegenden statischen Problemen geführt haben, deren Instandsetzung von hoher Dringlichkeit ist.

Die Dacheindeckung über dem Langhaus ist grundsätzlich in einem guten Zustand, muss jedoch, wie bereits erwähnt, partiell zur Ermöglichung der Reparaturarbeiten an den Dachfußpunkten abgenommen werden. Das Dach über dem Chorraum muss vollständig abgedeckt werden.

Der Chorraum schließt, wie bei barocken Kirchenbauten typisch anzutreffen, halbkreisförmig. Daraus resultiert eine halbkegelförmige Dachfläche über dem Chorabschluss. Der fachgerechten Eindeckung dieser gebogenen Dachfläche kommt eine besondere Bedeutung zu. Die vorhandene Deckung ist ungleichmäßig verlegt und unzureichend ausgerundet. Die Sparren zeichnen sich in der Dachfläche als Gratlinien ab. Über diesen klafft die Deckung und lässt Niederschlagswasser eindringen.

Teilweise sind Dachplatten abgerutscht oder wurden durch Windsog herausgehoben. Lattung und Dachdeckung dieser Dachfläche sollen dementsprechend neu hergestellt werden und der Konstruktion in einem gleichmäßig ausgerundeten Bogen folgen.

Die gesamten Zimmer- und Dachdeckungsarbeiten sind anspruchsvoll. Für die Ausführung kommen nur Zimmereibetriebe in Frage, welche als geprüfte Restauratoren im Zimmererhandwerk über eine entsprechende Erfahrung im Bereich der Sanierung und Denkmalpflege verfügen und somit für die anstehenden Aufgaben besonders qualifiziert sind.

Vom Gerüst aus sollen parallel zu den Arbeiten am Dach die Natursteinbauteile der Fassade durch einen Steinmetz gereinigt und schadhafte Fugen saniert werden. Einige nicht mehr zu konservierende Steine müssen ausgetauscht werden. Putze müssen restauriert und teilweise erneuert werden, damit diese dem anschließenden Neuanstrich von Kirche und Glockenturm als Untergrund dienen können.

Auch an der Läuteanlage sind Maßnahmen vorgesehen. In der Hauptsache geht es dabei um den Austausch der ermüdungsbruchgefährdeten Stahljoche der vier in einem Stahlglockenstuhl aus den 1950er-Jahren hängenden Glocken, welche durch Holzjoche ersetzt werden sollen.

Ein Blick unters Dach zeigt eine uneinheitliche und improvisiert wirkende Konstruktion.

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