Das Wasserstoff-Tal: Wie Portugal den Krieg als Energie-Chance nutzt - FOCUS online

2022-07-30 13:07:20 By : Mr. Cathy .

Der Krieg in der Ukraine könnte der Energiewende in Europa einen Schub verleihen - sofern es nicht nur bei politischen Lippenbekenntnissen bleibt. Ein Land geht im europäischen Vergleich bereits voran: Portugal. 80 Prozent des Energiebedarfs sollen bald aus erneuerbaren Quellen kommen. In der Hafenstadt Sines, die mittlerweile „Hydrogen Valley“ genannt wird, laufen mehrere Projekte.

Ab 2026 will Portugal 80 Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Ursprünglich sollte die Marke erst 2030 erreicht werden: den Süd-Europäern ist es also ernst. Schon jetzt liegt Portugal gut im Zeitplan, letztes Jahr stammten bereits 62 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien.

“Als wir vor zwei Jahren unsere Energiestrategie planten, dachten wir, wir wären ehrgeizig. Aber die Realität entwickelt sich schneller und hat uns überholt“, sagt João Galamba, Energie-Staatssekretär des portugiesischen Umweltministerium gegenüber der “FAZ" mit Blick auf die akutelle geopolitische Gemengelage in Europa und den ambitionierten Zielen seines Landes.

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Dass Sonne und Wind in Portugal ausreichend vorhanden sind, weiß das Küstenland für seine Energiewende zu nutzen. An diversen Orten entstehen neue Solar-Projekte und die bestehende Infrastruktur wird stetig modernisiert.

Eines der besagten Projekte wurde im Südwesten Portugals gerade fertiggestellt. Auf dem Alqueva-Stausee soll ab Juni Europas größter schwimmende Solarpark mit 12.0000 Solarmodulen und mit einer Leistung von 7,5 Gigawattstunden pro Jahr für etwa 1.500 Haushalte Strom produzieren. Da der See bereits zur Wasserkraft-Erzeugung genutzt wird, können die Sonnenlicht-Kollektoren ohne größeren Aufwand ans Stromnetz angeschlossen werden.

Neben Solarenergie ist vor allem Wasserstoff ein großes Thema in Portugal. Etwa 150 Kilometer vom Alqueva-Stausee entfernt ging im letzten Jahr das letzte Kohlekraftwerk in der Hafenstadt Sines vom Netz. Ausgedient hat das Werk aber noch lange nicht. Ab 2025 sollen dort 50.000 Tonnen klimafreundlicher Wasserstoff und 500.000 Tonnen Ammoniak, das ähnlich wie Wasserstoff verwendet werden kann, hergestellt werden. Die Leistung läge damit fünfmal höher als bei der vorherigen Nutzung.

Weil es bei weitem nicht das einzige Wasserstoff-Projekt in Sines ist, wird die Hafenstadt mittlerweile in Anspielung auf das kalifornische Silicon Valley, „Hydrogen Valley“ genannt. Von dort aus sollen die klimafreundlicheren Energieträger auch nach Rotterdam und in der ferneren Zukunft ins deutsche Brunsbüttel exportiert werden. In Zeiten, in denen viele EU-Partner schnellstmöglich von Putins Gas loskommen wollen, eine echt ökonomische Chance.

Eine Herausforderung bei der Produktion von Wasserstoff ist der hohe Strombedarf. 70 Prozent der Herstellungskosten entfallen auf die notwendige Elektrizität. Doch weil Strom aus Wind- und Sonnenenergie in Portugal relativ günstig und in großen Mengen hergehen, sind auch die Preise anders als in anderen europäischen Ländern dementsprechend niedriger - ein klarer Standortvorteil für die Wasserstoffindustrie.

Nicht nur bei den Kohlekraftwerken, sondern auch in anderen Bereichen nutzt Portugal seine bestehende Energie-Infrastruktur effizient um. In Seixal auf der Insel Madeira sollen bald 70 Familien grünen Wasserstoff durch die Gasleitungen bekommen. Zum Heizen und Kochen sind keine Umbauten erforderlich.

Erdgas solle so nach und nach ersetzt werden. „Wir werden den Anteil auf bis 20 Prozent erhöhen, was technisch keine Probleme schaffen wird“, sagt der Vorstandsvorsitzende des portugiesischen Gasnetzbetreibers GGND, Gabriel Sousa, über das Pilotprojekt gegenüber „FAZ“. Ein weiterer Ausbau sei möglich.

Wasserstoff soll auch für den Verkehr genutzt werden, denn laut dem portugiesischen Verband für erneuerbare Energien (APREN) gäbe es dort noch viel Potenzial: Autos verbrauchen in Portugal ein Drittel aller Energie, die zu fast hundert Prozent noch aus fossilen Brennstoffen stammt.

Portugal ist verglichen mit anderen Ländern deutlich weniger abhängig von Russlands Energie. Dennoch beschleunigt der Krieg in der Ukraine die Energiewende nochmals - obwohl das Land im europäischen Vergleich ohnehin schon zur Spitze zählt.

Aktuell liegt Portugal auf dem vierten Platz bei der Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien. Nur Norwegen, Dänemark und Österreich liegen noch vor dem Land im Südwesten. Aber vielleicht ändert sich auch das noch in den kommenden Jahren.

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Portugal hingegen hat 15% Vol. an Wasserstoff im Heizgasnetz bis 2030 bereits verplant - nanu? Wo der Rest der Welt auf große Solarparks mit Akkus und Elektrolyseuren eine funktionsfähige Energiewende aufbaut, haben wir immer noch Ideologiekraftwerke in Trennkost, wo nichts koordinierte werden soll/darf. Klar könnte man Vorrangeinspeisung ins Netz fordern, aber bei kräftiger Sonne ist das rasch eher überfüllt. Die Deutsche Krankheit der Ideologisierung simpler Dinger schlägt mal wieder zu.

Sonntag, 03.07.2022 | 17:38 | Kurt Maier  | 1 Antwort

Wenn ich bei bester Sonnenauslastung stillstehende Windräder sehe, die auch im Stillstand vom Verbraucher bezahlt werden müssen. Offensichtlich glaubt die Politik, dass wir genügend Gas für den Winter haben werden, sonst würde längst mit dem Stromüberhang Wasserstoff hergestellt.. Mit Wasserstoff können alle Kohlenwasserstoffe produziert werden. Und die Industrie könnte ohne große Aufwendung die Erdgasflamme durch eine sogar heissere Wasserstoffflamme tauschen. Selbst Erdgasautos können Wasserstoff nutzen. Ein Windrad im Industreipark würde bei den meisten Produktionsprozessen genügen. Doch alle schauen fordernd auf die Politik. Es wird Zeit, dass die Industrie sich selbst Energie autark macht und nicht nur auf die Dividende der Aktionäre schaut, an dem auch das Gehalt der Vorstände hängt.

... einen Windparkbetreiber fragen. Elektrolyseure sind horrend teuer (nein, daran ist die Politik nicht schuld) und es rechnet sich einfach nicht, solch eine teure Investition die meiste Zeit ungenutzt rumstehen zu haben. Die Idee mag im Kern gut sein - ist aber unwirtschaftlich. Weiter liegt der Überschussstrom in D bei etwa 7 TWh/Jahr. Der Strommarkt ist bei 550 TWh. Also marginaler Beitrag.

Montag, 27.06.2022 | 18:41 | Willibrord Conrad  | 2 Antworten

Das wir in Deutschland mit unserem Bürokratie Monster führend sind und alle Ankündigungen ad absurdung führen sollte jeder verstanden haben. Das wir z.Zt.noch Strom aus Gas in erheblichen Mengen erzeugen ist absolut nicht zu verstehen. Auch das die AKWs nicht wieder ans Netz gehen ist für ein Industrie Land nicht zu verstehen. Die Netzregulierung sollte mit Wasserstoff Erzeugung geregelt werden und nicht durch Abschalten von Windrädern. Der Wasserstoff kann ja heute schon zu 10% ins normale Gasnetz gespeist werden der Test mit 30% läuft bereits.Wind und Sonne werden ohne Speicher unsere Strom Produktion nie sicherstellen können daher muss die Windkraft an die Wasserstoff Produktion zwingend gebunden werden.

Ich dachte, daß die herkömmlichen Gasleitungen gar nicht für den Transport von Wasserstoff geeignet seien, weil die kleinen Wasserstoffmoleküle durch die Leitungen und Dichtungen diffundieren.

wie man in einem ehemaligen Kohlekraftwerk Wasserstoff produzieren will ist mir nicht klar, aber wahrscheinlich sollte es heissen " auf dem Gelände des ehemaligen Kohlekraftwerkes."

Deutschland? Schläft und träumt weiter vor sich hin. Der Bürokratismus lässt grüssen. Die vielen Beamten und Zuarbeiter müssen ja ihre Daseinsberechtigung haben. Wir waren mal ein Industrieland mit innovativen Ideen und Machern, und jetzt? Nur noch Beamte und Homeofficler, Macher werden immer weniger wo das enden wird bleibt abzuwarten.

Samstag, 11.06.2022 | 21:05 | Joachim Zastrow  | 1 Antwort

Da wird von 80% der Energie aus erneuerbaren Energien berichtet, die Portugal schon erreicht. Auf der anderen Seite verbrauchen Autos ein Drittel (33%) der Energie Portugals allein mit fossiler Energie. Wenn man die 33% von 100% abzieht, kann aber nur 67% und nicht 80% für nichtfossile Energie übrig bleiben. Ich glaube, der Autor vermischt hier Strom (das ist nur ein Teil) mit der Gesamtenergie. Aber ich habe nichts anderes von unseren Journalisten erwartet.

Die 80% sollen bis 2026 erreicht werden und nicht jetzt! Jetzt ist die Rede von 62%. Da muss man schon mal richtig lesen.

Samstag, 11.06.2022 | 18:02 | Jens Rubien  | 2 Antworten

steht doch bei uns bei den LinksGrünen nicht auf der Agenda, das wäre ja kontraproduktiv zur E-Mobilität. Und die Autoindustrie wäre völlig überfordert, denn sie schafft es ja man gerade, Herrn Musk nachzueifern. Die Brennstoffzelle salonfähig zu machen, würde sie ruinieren. Die Ladeinfrastruktur wird doch eh auf die Steuerzahler abgewälzt, auch wenn dadurch Unmengen an CO2 produziert werden.

Ich bezweifele dass Akkus ökologisch sinnvoll sind. Herstellung verursacht schon viel Dreck und Verwüstung (Kobald, Lithium und vieles mehr) und richtig recyceln lassen die sich immer noch nicht (trotz riesiger Versprechen nur wegen der Fördermittel). Dazu die Ausbaukosten für Ladestationen etc….für mich ein dumm durchdachtes Konstrukt. Wasserstoff ist die Lösung, auch wenn (bisher) die Effizien…

Natürlich ist ein Stausee mit Solarpanelen für 1500 Haushalte nur ein Tropfen Wasser auf dem heißen Stein, aber statt wie im Sylmar Staubecken/Kalifornien schwarze Plastikkugeln gegen die Verdunstung/Veralgung einzusetzen, wären Solarpanele sinniger. Auf stehenden Gewässern mit nahen Stromleitungen nutzt Stromgewinnung und Beschattung vielfältig. Höherer Nutzen bringen jedoch regional angepasste Energiesysteme zur Strom oder H2 Gewinnung. Traktorgeeignete 4-6 m hohe Gerüstprojekte mit Solarpanelen auf Ackerflächen wie in Heggelbach/Bodensee bringen durch weniger Verdunstung höhere Erträge, warum dies nicht im gesamten Mittelmeerraum ? Warum keine Geothermie in Kamtschatka, am Grabenbruch/Afrika wie auf Island? Es gibt hunderte regionale Energiequellen die auf Dauer billiger als Öl&Gas sind

Samstag, 11.06.2022 | 13:16 | Bernd Sommer  | 3 Antworten

Seit 40 Jahren wird ein Einstieg in Wasserstoff als Energieträger blockiert. Die Kette der Verhinderer reicht von Energiekonzernen wie E.ON & RWE, Ölverkäufern wie Esso & SaudiAramco, Ölförderer wie SaudiArabien & Russland, Hedgefonds wie J.P. Morgan & Bridgewater. Dazu kommen die weltgrößten Börsen & Rohstoffspekulanten und natürlich Politiker wie zuletzt Merkel und Altmeier. Diese zerstörten aktiv und im Dienste dieser Konzerne alle Vorteile deutscher Forschung im regenerativen Energiebereich. Ob Solarzellen, H2 Produktionstechnik, H2 Autotechnik oder Windkraft, Deutschland war Weltmarktführer in den meisten Bereichen dieser Forschung. Und diese Mächte sollen solche Projekte wie in Portugal gelingen lassen ? Was wenn hunderte kleinere Regionen dem folgen. Der Billiardenmarkt schaut zu?

Wasserstoff ist auch bei den Ökos nicht beliebt. Die Umsätze und Renditen bei Wasserstoff und E-Fuels wären top, also gerade den Ökos schon ewiglich ein Dorn im Auge. Elektrolyseure verhindern Abnahmeeinbruch bei Großkraftwerken, wenn EEs einspeisen. Genau wie bei Pumpspeicherwerken gehen da die roten Kampflichter bei Ökos an. Die Blockade gegen H2 kommt bei uns erst in Fahrt

Samstag, 11.06.2022 | 09:26 | Johann Schneider  | 2 Antworten

hat erkannt was den grünen EU Politikern nicht in den Sinn kommt. Wasserstoff kann in großem Stil auch in der EU hergestellt werden. EU-Politiker in Brüssel wollen Wasserstoff vom anderen Ende der Welt, aus Australien, in die EU verfrachten. Statt Transporte um die halbe Welt kann Wasserstoff auch in den EU-nahen Ländern Nordafrikas hergestellt werden. Diese Länder würden bei durchdachten Konzepten von der Herstellung der Photovoltaikzellen bis zum Endprodukt Wasserstoff einen industriellen Aufstieg erleben. Arbeitsplätze dort würden die Fluchtbewegung verhindern. Sicher haben einige in der EU schon daran gedacht aber ausgedehnte Informationsreisen nach Australien sind für die Politiker interessanter als mal eben über Meerenge zwischen Europa und Nordafrika zu hopsen.

Könnte uns irgendwann auf die Füße fallen. Könnte auch mit Australien so geschehen. Frankreich verlor vor einem Jahr einen in trockenen Tüchern Rüstungsauftrag von Australien nachdem die USA intervenierten und den Auftrag für sich erzwangen. Nichts ist sicher wenn es nicht den Interessen der USA entspricht. Das ist mit dem Erdgas so (N2) und wird in Zukunft mit allen Gütern sein das die EU brauch

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