Radfahren, Rennen, Übernachten: So fährt sich ein sportlicher Tourenradler - n-tv.de.

2021-11-26 04:02:04 By : Mr. Julian Pang

(Foto: Patrick Pleul / dpa-Zentralbild / ZB / Symbolbild)

Reiseräder sind stabile Begleiter, die viel Gepäck aushalten und auf langen Touren bequem sein müssen. Für Qualität und Funktionalität muss man oft tief in die Tasche greifen – ein Fahrbericht.

Reiseräder sind eine Alternative zum Alltagsrad – schon allein deshalb, weil Reisen nicht alltäglich, sondern eine Pause ist. Technisch übersetzt heißt das: Tourenräder haben eine gestreckte Rahmengeometrie, die auch bei viel Gepäck für Laufruhe und günstige Gewichtsverteilung sorgt.

Möglichst viele Extra-Kilo sollen mitgenommen werden, ohne dass die Ladung unterwegs taumelt. Mit City- und Tourenrädern sind Wochenendtrips mit leichtem Gepäck möglich. Mit ihrer Packesel-Mentalität qualifizieren sich Tourenräder für lange Touren.

Es gibt vom Mountainbike abgeleitete Tourenräder, die dank Breitreifen auch auf der anderen Seite befestigter Straßen durchkommen. Oder solche, die sich auf den ersten Blick kaum von einem Trekkingrad unterscheiden. Und es gibt die vom Rennrad abgeleiteten Klassiker für eine möglichst glatte Oberfläche, sogenannte Randonneure. Auch das Modell Blueridge GT des deutschen Herstellers Tout Terrain folgt dieser Tradition.

GT stehe für Gran Turismo, für schnelles Reisen über weite Strecken, sagt Geschäftsführerin Stephanie Römer. Mit einer Einschränkung: Der Untergrund sollte befestigt werden. Der Gundelfinger Fahrradhersteller bewirbt den Blueridge GT auf seiner Website als „Performance Asphalt Tourer“.

Schon der Lenker zeigt: Geschwindigkeit ist Trumpf. Der Rennlenker erinnert nicht nur an die ersten historischen Tourenräder. Sie können in den Unterlenker greifen und die bessere Aerodynamik nutzen.

Wichtiger dürften die unterschiedlichen Griffpositionen sein. „Man kann den Lenker mittig, vorne und unten greifen“, sagt Römer. Diese Vielfalt ist aus ergonomischer Sicht wichtig. Gleiches gilt für die leicht gebeugte Haltung am langen Rahmen. Das schont nicht nur den Rücken, sondern sorgt auch für eine bessere Leistungsabgabe im Vergleich zu einer aufrechten Position.

Das Herzstück des Blueridge, benannt nach der langen Panoramastraße Blue Ridge Parkway im Osten der USA, ist der Rahmen. Aus Stahl gefertigt, ist das Gerüst nicht nur verwindungssteif, sondern auch komfortabel. „Stahl ist weicher und nicht so steif wie Aluminium oder Carbon“, sagt Römer. Auf langen Etappen spürt man den Unterschied. Zudem ist Stahl leicht zu reparieren: "In Ostasien oder Indien steht in jeder Garage eine Schweißmaschine."

Das Fahrrad ist selbst ruhig. Es rollt fast stoisch und beweist, dass es auf dem richtigen Weg ist. Freihändiges Fahren zum Testen macht den Vorbau nicht nervös. Es fühlt sich leichtfüßig an, wenn auch aufgrund der Länge etwas weniger agil. Auch ohne Gepäck liegt das Blueridge GT gut auf der Straße – obwohl es dank des leichten Rahmensets nicht besonders schwer ist (rund 15,5 Kilo). Mit Tasche und Gepäck scheint sie mit dem Boden zu verschmelzen. Gewichtsreduzierung steht nicht im Fokus eines Tourenrads, das wie das Blueridge auf ein zulässiges Gesamtgewicht mit Fahrer und Zuladung von 180 Kilogramm ausgelegt ist.

Gleiches gilt für die Bequemlichkeit

Die dämpfenden Eigenschaften von Stahl als Rahmenmaterial sind unbestritten. Aber wie bei einem sportlichen Auto steht Komfort nicht an erster Stelle. Auf der anderen Seite ist der Blueridge glatter, als Sie erwarten würden.

Die 37 Millimeter breiten Reifen rollen dank ihres glatten Profils widerstandsarm auf Asphalt. Die seitlichen Stollen bieten Halt auf Schotter, besonders bei Kurvenfahrten. Etwas rauere Untergründe verträgt das Tourenrad gut, Waldwege mit Wurzeln zeigen es im Grenzbereich.

Für handgelenkschonende Dämpfungseigenschaften sorgt beim Testrad die dicke Lenkerummantelung (zzgl. 19 Euro). Der Sattel hingegen ist hart und muss, typisch für Tourenräder, eingefahren werden. Denn wenn der Sitz zu weich und flexibel ist, kann es zu Schmerzen kommen.

Konzeptbedingt hat die Gabel keine Federung. Denn Federgabeln mit Gepäckträgern gibt es kaum. Dass an der Vorderradgabel von sogenannten Low Ridern Packtaschen befestigt werden können, gehört zur DNA eines Tourenrads.

Zum einen wird auf langen Reisen viel Stauraum benötigt, zum anderen ein Gewichtsausgleich für das Gepäck am Heck, das mit 40 Kilo beladen werden kann. Der Heckgepäckträger ist fest mit dem Rahmen verschweißt, damit die Taschen dort die Fahrstabilität nicht beeinträchtigen. An der Blueridge ist ein Edelstahlgestell angebracht, an dem die Taschen etwas tiefer und weiter hinten hängen, um die Fersenfreiheit zu erhöhen. Darüber hinaus verfügt der Gepäckträger über optionale Befestigungspunkte für Taschen des Herstellers Ortlieb.

Der Rahmen bietet Befestigungspunkte für vier Flaschenhalter und einen Schraubpunkt für ein Rahmenschloss. Der Stahlrahmen selbst lässt sich öffnen, wenn die Blueridge mit Carbonbändern konfiguriert ist – denn im Gegensatz zu einer Kette lässt sie sich zur Montage nicht von selbst öffnen. Der Rahmen ist auch für eine Gangschaltung vorbereitet. Doch das Testrad war mit Shimanos GRX-Schaltung ausgestattet: vorne zwei Kettenblätter mit 46 und 30 Zähnen, hinten eine Kassette mit elf Ritzel (11 bis 34 Zähne).

Die Schaltung funktioniert sauber und schnell, der Übersetzungsbereich ermöglicht leichte Berggänge sowie hohe Übersetzungen für die postulierten GT-Eigenschaften. Diese unterstreichen auch die großen 28-Zoll-Räder und die Pedale mit Klickpedal-Option, mit denen die Beinkraft effizienter eingesetzt werden kann. Wenn auf Reisen Wartungsfreiheit besonders wichtig ist, konfiguriert man das Rad am besten mit Zahnriemen und gekapselter Schaltung von Pinion, muss dann aber tiefer in die Tasche greifen.

Tout Terrain Bikes sind teuer. Der kleine Hersteller fertigt in Handarbeit und plant für das Gesamtjahr 2021 mit nur 2000 Fahrrädern in allen Modellreihen. Das Testrad kostet 4653 Euro. Ausgestattet ist er mit Extras wie einem High-End-Beleuchtungskit inklusive Nabendynamo von SON (559 Euro), einem praktischen Lenkerschloss, das ein Umkippen des beladenen Vorderrads verhindert (49 Euro) oder dem Allwettersattel von Brooks ( 99 Euro). Der Basispreis des Blueridge GT beträgt 3090 Euro.

Wer seine Radtouren auf gut ausgebauten Wegen plant und Geschwindigkeit und solides Gleiten liebt, ist mit dem Blueridge GT gut beraten. Die hohe Fertigungsqualität, die hochwertigen Komponenten und das durchdachte Gesamtkonzept versprechen eine lange Lebensdauer – was seinen Preis hat.

Quelle: ntv.de, Stefan Weißenborn, dpa